Karate & Geist
Mut ist eine Entscheidung!
Inhalt
- Zitat: Ambrose Hollingworth
- Blockartikel: Mut – die stille Kraft!
-
Für Kinder: Mut-Übung
- Meister Kase: Der Junge, der beinahe ein Kamikaze-Pilot wurde
In unserem Format „Karate & Geist“ widmen wir uns einmal im Monat besonderen Themen – Themen, die nicht nur im Karate, sondern auch im Alltag eine wichtige Rolle spielen. Es geht um Werte, innere Stärke, Haltung und persönliche Entwicklung – um Dinge, die uns wachsen lassen, im Dojo genauso wie im Leben.
Mit diesen Impulsen möchten wir dir kleine Denkanstöße geben, die dich auch zwischen den Trainingsstunden begleiten und inspirieren. Du findest hier philosophische Texte, praktische Tipps, Porträts großer Karate-Meister und noch viel mehr.
Alle Beiträge kannst du ganz bequem nachlesen. Lass dir im Blog-Menü, mit der Filterfunktion, alle Inhalte dieser Rubrik anzeigen. Wenn du Wünsche, Ideen oder Anregungen zu unseren Texten hast – wir freuen uns auf dein Feedback!
Wir wünschen dir viel Freude beim Lesen und Entdecken!

Mut ist nicht die Abwesenheit von Angst, sondern die Entscheidung,
dass etwas wichtiger ist als die Angst
Ambrose Hollingworth Redmoon
Bandmanager, Autor
Mut bedeutet:
Ich tue es trotzdem.
Mut – die stille Kraft im Karate
Mut bedeutet nicht, keine Angst zu haben. Mut bedeutet, trotz Angst einen Schritt weiterzugehen. Im Karate begegnen wir vielen Situationen, die Mut erfordern: Den ersten Schritt ins Dojo zu machen. Vor der Gruppe eine Technik zu zeigen. Eine Prüfung abzulegen. Gegen jemanden zu kämpfen, der stärker erscheint. Oder auch einfach: weiterzumachen, wenn es anstrengend wird.
Mut zeigt sich im Kleinen – wenn ein Kind zum ersten Mal laut „Kiai!“ ruft, wenn jemand nach einem Rückschlag nicht aufgibt oder wenn wir für andere einstehen.
Karate lehrt uns, dass Mut nicht laut sein muss. Er kann leise, ruhig und entschlossen sein. Und je öfter wir mutig sind, desto stärker wird diese Kraft in uns – im Training und im Alltag.
Mut bedeutet: Ich tue es trotzdem.


Mut-Übung für zu Hause: Der Mut-Stern ⭐
So geht’s:
Nimm ein Blatt Papier und male einen Stern mit 5 Zacken.
In jede Zacke schreibst du eine kleine Sache, die Mut braucht – z. B.:
– Jemanden um Hilfe bitten
– Etwas Neues ausprobieren
– Etwas sagen, wenn du etwas nicht verstehst
– Jemandem ein Kompliment machen
– Etwas aufräumen, obwohl du keine Lust hast
Wähle dir jeden Tag eine Zacke aus und versuche, sie umzusetzen.
Wenn du etwas geschafft hast, male die Zacke bunt an oder klebe einen Sticker darauf.
Tipp:
Du kannst dir auch mit deinen Eltern oder Geschwistern gemeinsam einen Mut-Stern basteln!
Die Geschichte von Meister Kase
Der Junge, der beinahe ein Kamikaze-Pilot wurde
Vor vielen Jahren, in einem kleinen Ort in Japan, wurde ein Junge namens Taiji Kase geboren. Er war neugierig, klug – und ziemlich wild. Schon als Kind liebte er es, sich zu bewegen, zu springen, zu klettern und zu kämpfen wie ein kleiner Tiger.
Zuerst lernte er Judo, er rollte wie ein Wirbelwind. Aber eines Tages sah er etwas, das sein Leben veränderte: Männer in weißen Anzügen, die mit lauten Rufen starke, schnelle Bewegungen machten – Karate! Von diesem Moment an wusste Taiji: „Das will ich lernen!“
Er begann bei den besten Lehrern in Japan und wurde Schüler von Gichin Funakoshi – dem Begründer des Shotokan Karate – dessen Sohn Yoshitaka und anderen. Taiji übte jeden Tag mit großer Hingabe. Er wollte nicht der Stärkste sein, sondern der, der den Weg des Karate wirklich versteht – mit Herz, Geist und Körper.
Viele Jahre später reiste Meister Kase nach Europa, um auch anderen das Karate beizubringen. In Frankreich, Deutschland und vielen anderen Ländern zeigte er: Karate ist mehr als nur Kämpfen. Es ist ein Weg, mutiger zu werden, klarer im Kopf – und stärker im Herzen.
Meister Kase sagte oft:
„Karate endet nie. Man lernt ein Leben lang.“
Der Junge, der beinahe ein Kamikaze-Pilot wurde
Als Taiji Kase ein Teenager war, herrschte Krieg in Japan. Es war die Zeit des Zweiten Weltkriegs, und das Land war in großer Not. Viele junge Männer wurden eingezogen – und einige sogar für sogenannte Kamikaze-Missionen ausgewählt: gefährliche Selbstmordflüge, bei denen die Piloten ihr eigenes Leben opferten.
Taiji war gerade einmal 15 Jahre alt, als er sich freiwillig meldete. Er war voller Ehre, Pflichtgefühl – und glaubte, dass es das Richtige sei, seinem Land so zu dienen. Und er wurde tatsächlich ausgewählt und auf eine solche Mission vorbereitet. Doch kurz vor seinem Einsatz endete der Krieg.
Taiji Kase musste nicht in ein Flugzeug steigen. Er musste nicht sterben. Stattdessen bekam er etwas sehr Kostbares: eine zweite Chance aufs Leben.
Diese Erfahrung prägte ihn tief. Er hatte den Tod schon ins Auge gesehen – und wusste, dass es etwas Größeres geben musste. Etwas, das mehr bedeutete als Ruhm oder Ehre im Kampf hat. Später sagte er, dass Karate sein Weg wurde, um das Leben zu ehren, statt es zu opfern.
Er machte Karate zu seinem Lebensweg – mit Disziplin, Achtsamkeit und innerer Stärke. Und er zeigte tausenden Schülern, wie man mit Mut, Respekt und Klarheit seinen eigenen Weg geht.
Meister Kase in Europa – der Karate-Botschafter
In den 1960er-Jahren kam Meister Taiji Kase als einer der ersten japanischen Karate-Lehrer nach Europa. Damals war Karate hier noch fast unbekannt. Viele Menschen wussten nicht, was sich hinter den kräftigen Schlägen, tiefen Ständen und lauten Rufen verbarg. Meister Kase änderte das.
Er ließ sich zuerst in Frankreich nieder und unterrichtete dort mit großer Energie, Leidenschaft und einem unerschütterlichen Glauben an die Tiefe des Karate. Bald folgten Einladungen aus Deutschland, Italien, Spanien, Belgien und vielen anderen Ländern. Wo auch immer er auftrat, beeindruckte er durch seine starke Präsenz, seine Technik – und vor allem durch seine tiefe Ausstrahlung als Budo-Meister.
Er zeigte, dass Karate nicht nur ein Sport ist, sondern ein Weg zur Persönlichkeitsentwicklung. Für ihn war Karate Training für Körper, Geist und Herz. Besonders wichtig war ihm das Prinzip der inneren Haltung – Zanshin, die wache, aufmerksame Geisteshaltung.
In Europa entwickelte er mit der Zeit seinen eigenen Zugang zum Shotokan-Karate, den er Kase-Ha nannte. Dieser Stil betonte die fließende Bewegung, das kontrollierte Atmen, das innere Gleichgewicht – und die Verbindung von Technik und Geist.
Viele europäische Karateka reisten regelmäßig zu seinen Lehrgängen – seine Seminare waren berühmt für ihre Tiefe, Klarheit und Intensität. Noch heute führen zahlreiche hochrangige Lehrer in Europa sein Werk weiter. Meister Kase lebte bis zu seinem Tod im Jahr 2004 in Paris. Von dort aus beeinflusste er Generationen von Karateka auf dem ganzen Kontinent – und weit darüber hinaus.
Was wir von Meister Kase lernen können:
– Gib nicht auf, wenn etwas schwierig ist.
– Sei neugierig und offen für Neues.
– Und vor allem: Übe mit Herz.