Gürtelprüfung vor den Sommerferien

Gürtelprüfung vor den Sommerferien

Unsere Gürtelprüfung vor den Sommerferien war ein voller Erfolg. Über 20 Karateka stellten sich der Herausforderung und konnten ihr Können unter Beweis stellen. Für manche war es die allererste Prüfung – entsprechend groß war die Nervosität. Doch alle zeigten tolle Leistungen und durften sich schließlich über ihre neue Gürtelfarbe und die wohlverdiente Urkunde freuen.

Wir sind sehr stolz auf unsere engagierte Farbgurtgruppe und gratulieren herzlich zu diesem wichtigen Schritt auf dem Karate-Weg. Weiter so!

Karate & Geist: Die Kraft der Konzentration

Karate & Geist: Die Kraft der Konzentration

Karate & Geist

Die Kraft der Konzentration

Inhalt

  1. Zitat: Johannes Hartl
  2. Einleitung: Wo bist du gerade – mit deinen Gedanken?
  3. Karate & Fokus: Mehr als nur Technik

  4. Die Geschichte von Dōgen
  5. Abschluss – Buchempfehlung

In unserem Format „Karate & Geist“ widmen wir uns einmal im Monat besonderen Themen – Themen, die nicht nur im Karate, sondern auch im Alltag eine wichtige Rolle spielen. Es geht um Werte, innere Stärke, Haltung und persönliche Entwicklung – um Dinge, die uns wachsen lassen, im Dojo genauso wie im Leben.

Mit diesen Impulsen möchten wir dir kleine Denkanstöße geben, die dich auch zwischen den Trainingsstunden begleiten und inspirieren. Du findest hier philosophische Texte, praktische Tipps, Porträts großer Karate-Meister und noch viel mehr.

Alle Beiträge kannst du ganz bequem nachlesen. Lass dir im Blog-Menü, mit der Filterfunktion, alle Inhalte dieser Rubrik anzeigen. Wenn du Wünsche, Ideen oder Anregungen zu unseren Texten hast – wir freuen uns auf dein Feedback!

Wir wünschen dir viel Freude beim Lesen und Entdecken!

„Das worauf Du blickst, prägt Dich!

Worauf Dein Fokus gerichtet ist,

wird Dein ganzes Leben (sogar deinen Körper) prägen.“

Johannes Hartl
Theologe, Philosoph

Wo bist du gerade mit deinen Gedanken?

„Wo bist du gerade – mit deinen Gedanken?“


Im Karate zählt der Moment. Wer mit dem Kopf woanders ist, verliert das Gleichgewicht, den Rhythmus, die Klarheit.


Diesmal geht es um Fokus, Konzentration und geistige Präsenz – die Kunst, sich nicht ablenken zu lassen und ganz bei der Sache zu sein. Im Dojo und im Leben. In unserer heutigen Welt ist Ablenkung allgegenwärtig. Ständig klingelt etwas, blinkt, piepst oder ruft nach Aufmerksamkeit. Fokus wird zur Seltenheit – und gleichzeitig zu einer Superkraft.

Im Karate ist diese Fähigkeit nicht nur wünschenswert, sondern essenziell. Wer im Training mit den Gedanken abschweift, verliert Rhythmus, Technik und Wirkung. Wer im Kumite nicht absolut präsent ist, kann weder reagieren noch führen. Deshalb widmen wir diesen Beitrag einem zentralen Thema im Karate: dem Fokus.

Wir zeigen dir, wie Konzentration geübt, gestärkt und auch im Alltag genutzt werden kann. Ein starker Geist zeigt sich in klarer Aufmerksamkeit – hier und jetzt.

Karate & Fokus – Mehr als nur Technik

Fokus im Karate bedeutet mehr als „sich bemühen“. Es ist eine geistige Haltung, eine Ausrichtung auf das Wesentliche. Jede Technik, jeder Schritt, jede Haltung verlangt Achtsamkeit – und bringt sie zugleich hervor. In der Kata wird Konzentration sichtbar: präzise Bewegungen, klare Blickführung, kontrollierte Atmung. Im Kumite entscheidet der Moment: Nur wer ganz da ist, kann blitzschnell erkennen, reagieren oder führen. Im Grundschultraining (Kihon) üben wir Wiederholung mit wachem Geist – keine Automatik, sondern Bewusstheit.

Konzentration im Alltag – Was Karate lehrt
Was wir im Dojo trainieren, ist nicht auf den Trainingsraum begrenzt. Die Fähigkeit, sich zu fokussieren, hilft uns im Alltag – beim Lernen, Arbeiten, Zuhören, in Konfliktsituationen oder beim Erreichen unserer Ziele.
Karate lehrt uns, in einer schnellen Welt langsamer zu schauen, bewusster zu handeln – und störende Gedanken loszulassen.

Karate ist weit mehr als ein Kampfsport. Es ist ein Weg (Do), der Körper, Geist und Charakter gleichermaßen formt. Die Fähigkeit, sich zu konzentrieren, gehört zu den wichtigsten geistigen Fertigkeiten, die wir im Dojo trainieren. Und genau diese Fähigkeit hilft uns nicht nur bei Techniken, sondern auch im täglichen Leben – oft mehr, als uns bewusst ist.

Vom Dojo ins Leben: Konzentration als Lebenskompetenz
Im Training ist Konzentration offensichtlich: Wir müssen zuhören, Bewegungen beobachten, exakt ausführen, ruhig atmen. Wir üben, den Geist zu bündeln. Ablenkung hat keinen Platz – denn selbst kleine Unachtsamkeit kann eine Technik entwerten oder sogar verletzen.

Aber genau dieser bewusste Umgang mit der eigenen Aufmerksamkeit lässt sich in viele Lebensbereiche übertragen:

– In der Schule: Kinder, die gelernt haben, bei einer Übung im Karate-Training fokussiert zu bleiben, können auch im Unterricht leichter ihre Aufmerksamkeit steuern.

– Beim Lernen: Wer sich im Training auf Details einer Technik konzentrieren kann, entwickelt auch beim Lernen für Prüfungen ein besseres Gespür für Klarheit und Struktur.

– In Gesprächen: Konzentration bedeutet auch, richtig zuzuhören – ohne sofort zu bewerten oder mit den Gedanken woanders zu sein.

– In stressigen Momenten: Karate schult Atembewusstsein und Körperhaltung – beides hilft, auch in belastenden Situationen ruhig und klar zu bleiben.

Fokus = Innere Orientierung
Im Alltag fühlen sich viele Menschen überfordert, weil sie von zu vielen Dingen gleichzeitig eingenommen werden. Die Folge: mentale Erschöpfung, Stress, Unzufriedenheit. Karate vermittelt uns eine andere Haltung: Nicht alles auf einmal – sondern eins nach dem anderen, mit voller Präsenz.

Ein Tritt. Ein Atemzug. Ein Moment der Aufmerksamkeit.
 Diese Einfachheit ist der Schlüssel zu mehr Klarheit im Leben. Karate erinnert uns daran, was wirklich wichtig ist – in der Bewegung wie im Denken.

Achtsamkeit beginnt mit Haltung
Auch die körperliche Haltung beeinflusst unsere geistige Verfassung. Wer im Karate in den Stand geht, tut das mit Bewusstsein: aufrecht, geerdet, fokussiert. Diese Körper-Geist-Verbindung stärkt Selbstkontrolle und Präsenz. Und das wirkt auch nach außen: Menschen, die sich aufrichten und zentrieren, wirken selbstbewusster – und sind es oft auch.

Fazit:

Karate ist ein mentales Training. Es zeigt Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen, wie sie ihre Aufmerksamkeit bewusst lenken können – und damit mehr Gelassenheit, Klarheit und innere Stärke entwickeln.

Fokus ist kein Zustand – es ist ein Weg, den wir Schritt für Schritt im Dojo üben … und im Alltag leben.

Die Geschichte von Dōgen – und was sie mit Karate zu tun hat

Vor über 800 Jahren, in Japan, lebte ein junger Mann namens Dōgen. Schon als Kind spürte er, dass das Leben mehr sein musste als das, was er sah. Er stellte sich Fragen, die tief gingen:

Was bedeutet es, wach zu sein? Wie kann man wirklich bei sich selbst sein? Was ist ein klarer Geist?

Mit nur zwölf Jahren ging Dōgen ins Kloster. Doch je mehr er dort lernte, desto unzufriedener wurde er. Die Mönche lasen viele Texte, diskutierten über Buddhas Worte – aber irgendetwas fehlte. Dōgen wollte nicht nur über den Weg sprechen – er wollte ihn gehen.

Also machte er sich auf eine lange, gefährliche Reise nach China. Wochenlang war er auf Schiffen, in Klöstern, in den Bergen unterwegs – immer auf der Suche nach echter Praxis. Und schließlich fand er, was er suchte: einen Zen-Meister, der ihm nicht viele Erklärungen gab – sondern nur eines sagte:

„Setz dich still hin. Und sei ganz da.“

Das war alles. Keine Zeremonie, keine langen Reden. Nur still sitzen, den Atem spüren, den Körper aufrichten, die Gedanken ziehen lassen wie Wolken. Diese Übung nannte man Zazen. Und für Dōgen war sofort klar:
Das ist es. Das ist der Weg.

Zurück in Japan gründete er ein Kloster, in dem nicht das Denken, sondern das bewusste Tun im Mittelpunkt stand. Ob sitzen, gehen, essen, fegen oder atmen – alles war Übung. Nicht, weil man besser werden wollte. Sondern weil man ganz im Moment leben wollte.

„Nur sitzen“, sagte Dōgen. „Nicht, um etwas zu erreichen. Sondern um zu sein.

Und was hat das mit Karate zu tun?

Sehr viel.

Denn auch im Karate geht es nicht nur um Technik. Es geht darum, den Geist zu schulen, den Moment zu spüren, voll da zu sein.

Wenn du eine Kata machst und mit den Gedanken bei den Hausaufgaben bist – spürst du das. Wenn du beim Kumite zu viel über den nächsten Punkt nachdenkst – verlierst du den Fokus. Wenn du deinen Partner wirklich siehst, nicht nur mit den Augen, sondern mit vollem Herzen – dann bist du im Jetzt.

Das ist Zen. Und das ist Karate.

Dōgen hätte gesagt:

„Übung und Leben sind nicht zwei Dinge. Wenn du achtsam stehst, gehst, schlägst oder atmest – bist du schon auf dem Weg.“

Du musst nicht in einem fernen Kloster sitzen.
Du kannst jeden Tag Karate üben – mit Geist, mit Herz, mit Fokus.
Dann wird das Dojo zu einem Ort des Lernens – und dein ganzes Leben zu einem Weg.

Fotocredit: https://johanneshartl.org

Buchempfehlung: Die Kraft eines fokussierten Lebens von Johannes Hartl

Passend zum Blog-Beitrag Fokus, können wir dir auch das Buch von Johannes Hartl ans Herz legen. In einer Welt voller Ablenkungen und ständiger Reizüberflutung stellt Johannes Hartl die Frage: Wie gelingt es, fokussiert zu leben? In seinem neuesten Buch zeigt er auf, wie kleine Schritte große Veränderungen bewirken können. Dabei verbindet er Erkenntnisse aus der modernen Psychologie mit der Weisheit biblischer Texte.

Hartl betont, dass es nicht nur um Disziplin oder Techniken geht. Vielmehr braucht es eine tragfähige Lebensvision – ein Leitbild, das Orientierung gibt. Der Fokus hilft, diese Vision durch kontinuierliche, kleine Schritte zu verwirklichen. Ein inspirierendes Buch, das dazu einlädt, das Leben neu auszurichten und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.

„Fokussiertes Leben bedeutet, für das zu leben, was wirklich wichtig ist. Orientiert an den höchsten Werten. Der Mensch, der so lebt, hat Feuer in seinem Herzen.“ – Johannes Hartl

Und auch dieses Video können wir dir empfehlen! Auch wenn es hier um mehr geht als nur um Fokus … Viel Freude beim zuhören 🙂

Selbstverteidigung für Kids

Selbstverteidigung für Kids

Selbstverteidigung für Kinder – Sicherheit beginnt mit Wissen!

Am Wochenende nahmen 30 motivierte Kinder im Alter von 6 bis 12 Jahren an unserem Selbstverteidigungskurs teil – und der Kurs war ein voller Erfolg! Mit viel Spaß und Engagement lernten die Kinder, wie sie sich in gefährlichen Situationen richtig verhalten können.

Der Schwerpunkt lag dabei ganz klar auf Prävention: Erkennen, vermeiden, sicher sein! war das Motto. Anhand praktischer Beispiele – etwa wie man reagiert, wenn ein fremder Mann mit Süßigkeiten lockt – wurde trainiert, Gefahren frühzeitig zu erkennen und sich richtig abzugrenzen.

Die Kinder lernten:

  • wie wichtig Abstand ist,
  • was sie sagen können,
  • wie sie sich klar abgrenzen,
  • wo sie Hilfe finden
  • und wer im Ernstfall ein sicherer Ansprechpartner ist.

Einfach umsetzbare Selbstverteidigungstechniken ergänzten das Programm. Spielerisch, kindgerecht und immer mit dem Ziel, das Selbstvertrauen zu stärken!

Wir sind stolz, mit solchen Angeboten einen Beitrag zur Sicherheit von Kindern und Jugendlichen in Vorarlberg zu leisten.

Die nächste Gelegenheit dabei zu sein gibt es am 28. Juni in Bregenz!

Karate Bregenz – für mehr Sicherheit und Stärke im Alltag!

Karate & Geist: Geduld – Fortschritt braucht Zeit. Der Weg ist das Ziel

Karate & Geist: Geduld – Fortschritt braucht Zeit. Der Weg ist das Ziel

Karate & Geist

Geduld – Fortschritt braucht Zeit. Der Weg ist das Ziel

Inhalt

  1. Zitat: Joyce Meyer
  2. Geduld: Fortschritt braucht Zeit. Der Weg ist das Ziel
  3. Albert Camus: Der Mythos des Sisyphos oder Geduld jenseits des Erfolgs

  4. Kinder-Geschichte: Juri und der weiße Gürtel
  5. Meister Kanazawa: Biografie eines großen Meisters des Karate

In unserem Format „Karate & Geist“ widmen wir uns einmal im Monat besonderen Themen – Themen, die nicht nur im Karate, sondern auch im Alltag eine wichtige Rolle spielen. Es geht um Werte, innere Stärke, Haltung und persönliche Entwicklung – um Dinge, die uns wachsen lassen, im Dojo genauso wie im Leben.

Mit diesen Impulsen möchten wir dir kleine Denkanstöße geben, die dich auch zwischen den Trainingsstunden begleiten und inspirieren. Du findest hier philosophische Texte, praktische Tipps, Porträts großer Karate-Meister und noch viel mehr.

Alle Beiträge kannst du ganz bequem nachlesen. Lass dir im Blog-Menü, mit der Filterfunktion, alle Inhalte dieser Rubrik anzeigen. Wenn du Wünsche, Ideen oder Anregungen zu unseren Texten hast – wir freuen uns auf dein Feedback!

Wir wünschen dir viel Freude beim Lesen und Entdecken!

Geduld ist nicht die Fähigkeit zu warten,
sondern die Fähigkeit, beim Warten ruhig zu bleiben.“

 

Joyce Meyer

US-amerikanische christliche Autorin und Predigerin,
geboren 1943 in St. Louis, Missouri

Foto: Joyce Meyer Ministries Nederlands, CC BY 3.0

Der Weg
ist das Ziel

Geduld – Fortschritt braucht Zeit. Der Weg ist das Ziel

In einer Zeit, in der alles schneller, effizienter und sofort verfügbar sein soll, ist Geduld zu einer seltenen Tugend geworden. Doch gerade im Karate – und im Leben allgemein – ist sie unerlässlich. Fortschritt entsteht nicht über Nacht. Er wächst langsam, still und oft unsichtbar – bis du eines Tages zurückblickst und erstaunt bist, wie weit du gekommen bist.

Warum Geduld so wichtig ist

Geduld hilft dir, Rückschläge gelassener zu nehmen, dich nicht ständig mit anderen zu vergleichen und den Fokus auf deinen eigenen Weg zu legen. Sie schützt dich davor, aufzugeben, wenn es schwierig wird. Im Karate siehst du Fortschritte oft nicht sofort – aber sie kommen, wenn du regelmäßig übst, aufmerksam bleibst und deinem Prozess vertraust.

Psychologische Hintergründe der Geduld

1. Geduld als Selbstregulation
Geduld bedeutet, Impulse zu kontrollieren. Unser Gehirn – insbesondere der präfrontale Kortex – ist dafür zuständig, kurzfristige Wünsche zu regulieren und langfristige Ziele im Blick zu behalten. Wer regelmäßig übt, geduldig zu bleiben, trainiert genau diese Hirnregion – ähnlich wie einen Muskel.

2. Geduld reduziert Stress
Ungeduld erzeugt innere Unruhe, Frust und erhöht den Cortisolspiegel. Geduld dagegen wirkt wie ein emotionaler Puffer: Sie hilft dir, gelassener mit Verzögerungen, Misserfolgen oder Unklarheiten umzugehen. Du bleibst zentrierter, ruhiger und klarer im Denken.

3. Geduld stärkt das Selbstvertrauen
Wenn du lernst, schwierige Phasen durchzustehen, wächst dein Vertrauen in dich selbst. Du erkennst: „Ich kann mit Unsicherheit umgehen. Ich halte durch.“ Das hat direkte Auswirkungen auf deine Resilienz – also deine psychische Widerstandskraft.

Praktische Tipps zur Stärkung der Geduld

  • Bewusstes Warten üben: Nutze Wartezeiten (z. B. an der Kasse) bewusst als Mini-Achtsamkeitsübungen statt zum Handy zu greifen. Spüre deinen Atem, nimm deine Umgebung wahr.

  • Langsame Tätigkeiten pflegen: Gärtnern, Kochen, Handwerk oder Kalligrafie – all das trainiert Geduld durch Wiederholung, Rhythmus und Ruhe.

  • Visualisierung: Stelle dir vor, wie du eine herausfordernde Situation ruhig und geduldig meisterst. Dein Gehirn speichert solche Bilder als echte Erfahrung ab.

Die Japaner sagen: „Geduld ist die Kunst, nur langsam wütend zu werden.“

Fazit

Du musst nicht perfekt sein. Du musst nicht schneller sein als andere. Du musst nur dranbleiben – mit Geduld, Vertrauen und einem offenen Blick für das Leben. Jeder Schritt zählt. Und genau darin liegt die wahre Stärke.

Albert Camus: Der Mythos des Sisyphos oder Geduld jenseits des Erfolgs

Worum geht es im Mythos?

Sisyphos wurde in der griechischen Mythologie dafür bestraft, einen Felsblock ewig einen Berg hinaufzurollen – nur damit er kurz vor dem Gipfel immer wieder hinabrollt. Eine scheinbar sinnlose, ewige Mühe ohne Erfolg.

Moderne Deutung – durch Albert Camus

Der französische Philosoph Albert Camus („Der Mythos des Sisyphos“, 1942) interpretiert die Geschichte existenzialistisch:
Sisyphos akzeptiert sein Schicksal – und wird dadurch frei. Er verleiht seinem Tun selbst Bedeutung, obwohl es von außen sinnlos erscheint.

Camus schreibt:


„Man muss sich Sisyphos als einen glücklichen Menschen vorstellen.“

In dieser Lesart wird Sisyphos zu einem Symbol für Geduld, Akzeptanz und inneren Widerstand. Er gibt nicht auf. Er kämpft nicht gegen das Unvermeidliche, sondern lebt bewusst im Moment.

Fazit

Sisyphos ist kein klassisches Vorbild für Geduld im Sinne von „Warten auf Fortschritt“. Aber: Er verkörpert die tiefe Form von Geduld, die mit Akzeptanz, Ausdauer und innerer Stärke zu tun hat.

Der Mythos von Sisyphos wirkt auf den ersten Blick wie eine grausame Strafe: ein Mensch, der einen Stein ewig bergauf wälzt, nur damit er immer wieder zurückrollt. Sinnlos, endlos, frustrierend.

Doch wenn wir einen Moment innehalten, eröffnet sich eine tiefere Sicht: Sisyphos kämpft nicht gegen sein Schicksal – er akzeptiert es. Er ist geduldig, nicht weil er auf eine Belohnung hofft, sondern weil er den Moment selbst annimmt. Er lässt sich nicht brechen. In der Interpretation des Philosophen Albert Camus wird Sisyphos zum Symbol des bewussten Lebens:

„Der Kampf gegen Gipfel genügt, um ein Menschenherz auszufüllen.“

Geduld bedeutet nicht immer, auf den Erfolg zu warten. Manchmal heißt sie, weiterzugehen, auch wenn der Stein immer wieder rollt – mit Würde, Bewusstsein und innerer Stärke.

Buchtip: Der Mythos des Sisyphos, von Albert Camus

Wer war Albert Camus?

Albert Camus (1913–1960) war Schriftsteller, Philosoph und Literaturnobelpreisträger. Seine Werke kreisen um die Themen Absurdität, Freiheit, Widerstand und Sinnsuche im Angesicht der Sinnlosigkeit

Bedeutende Werke:

  • Der Mythos des Sisyphos (1942)
  • Die Pest (1947)
  • Der Fremde (1942)
  • Der Mensch in der Revolte (1951)

 

Bedeutende Zitate von Camus:

  • „Inmitten des Winters entdeckte ich endlich, dass in mir ein unbesiegbarer Sommer wohnt.“
    (Aus „Rückkehr nach Tipasa“, 1952)

  • „Freiheit ist nichts wert, wenn sie nicht das Recht einschließt, anderen zu widersprechen.“

  • „Der Mensch ist das einzige Wesen, das sich weigert, das zu sein, was es ist.“

  • „Wirklich frei ist nur, wer die Absurdität des Lebens erkennt und trotzdem weitermacht.“ (sinngemäß aus „Der Mythos des Sisyphos“)

Albert Camus und Karate – Die innere Haltung des Übenden

Auf den ersten Blick scheint zwischen den Schriften des französischen Philosophen Albert Camus und der japanischen Kampfkunst Karate kaum eine Verbindung zu bestehen. Doch wer tiefer blickt, erkennt erstaunliche Parallelen in der inneren Haltung, die beide Wege fordern: Geduld, Selbstüberwindung, Handeln trotz Unsicherheit – und das bewusste Gehen eines Weges, der nie zu Ende ist.

In seinem Werk „Der Mythos des Sisyphos“ beschreibt Camus die Figur des Sisyphos, der zur ewigen Aufgabe verdammt ist, einen Felsblock einen Berg hinaufzurollen – nur damit er immer wieder hinabstürzt. Doch Camus stellt nicht das Scheitern in den Mittelpunkt, sondern die bewusste Entscheidung, weiterzumachen – ohne Illusionen, aber mit Würde. Sisyphos steht für den Menschen, der das Absurde akzeptiert und gerade darin frei wird.

Diese Haltung spiegelt sich im Karate wider. Der Karateka weiß: Wahre Meisterschaft kommt nicht über Nacht. Sie entsteht durch stetiges Üben, durch das Akzeptieren von Rückschlägen, durch das ständige Wiederholen scheinbar einfacher Techniken. Es ist ein Weg ohne Abkürzungen – manchmal monoton, manchmal herausfordernd. Doch gerade darin liegt seine Kraft.

Karate lehrt, im Moment zu leben und sich mit voller Aufmerksamkeit dem Prozess zu widmen. Nicht der schwarze Gürtel, nicht die Medaille zählen – sondern der Weg selbst. Genau wie Camus schreibt:

„Der Kampf gegen Gipfel genügt, um ein Menschenherz auszufüllen.“

Auch in seinem Roman „Die Pest“ betont Camus das Handeln aus Verantwortung – nicht aus Hoffnung auf Erfolg, sondern weil es richtig ist. Diese Ethik findet sich auch im Karate wieder: Im respektvollen Umgang miteinander, im Schutz der Schwächeren, im Üben von Selbstbeherrschung und Klarheit – auch wenn niemand zusieht.

Der Philosoph Camus lehrte keine Karate-Technik, kannte kein Dojo und keine Kata. Aber er bietet eine Philosophie, die sich wunderbar mit dem Geist des Karate verbindet: Übe, handle, bleibe aufrichtig – auch wenn der Berg hoch und der Weg steinig ist.

Kinder-Geschichte: Juri und der weiße Gürtel

Juri war sieben Jahre alt und ging seit ein paar Wochen ins Karate. Sie liebte es, barfuß auf der Matte zu stehen, den Gi (so heißt der Karateanzug) anzuziehen und laut „KIAI!“ zu rufen. Doch es gab etwas, das Juri ganz und gar nicht mochte: dass sie noch immer den weißen Gürtel trug.

„Wann bekomme ich endlich den gelben?“, fragte sie nach jedem Training.

Sensei Kenji, ihr Lehrer, lächelte nur und sagte: „Wenn du bereit bist – nicht früher und nicht später.“

Juri seufzte. Sie übte fleißig. Sie konnte den Zuki (Fauststoß) schon ziemlich gut, und ihr Mae-Geri (Fußtritt nach vorne) wurde von Mal zu Mal stärker. Aber die Gürtelprüfung ließ auf sich warten.

Eines Tages kam sie genervt nach Hause.
„Mama, das dauert alles ewig! Ich will doch nur den gelben Gürtel!“

Da setzte sich Mama zu ihr auf den Teppich und sagte:
„Weißt du, Geduld ist wie ein kleiner Baum. Du gießt ihn, du wartest, du siehst… erst mal nichts. Aber unter der Erde passiert ganz viel. Die Wurzeln wachsen. Und irgendwann – plopp – kommt der erste grüne Trieb. Du siehst ihn erst, wenn du lange genug gewartet hast.“

Juri überlegte. Vielleicht war ihr Karate auch so ein kleiner Baum?

Beim nächsten Training konzentrierte sie sich nicht auf den Gürtel, sondern auf ihren Stand, ihren Atem und auf jedes einzelne Detail. Sie vergaß fast, dass sie noch den weißen Gürtel trug.

Und dann – Wochen später – am Ende des Trainings, rief Sensei Kenji sie nach vorne.
Er holte einen neuen Gürtel aus seiner Tasche.
„Juri, du bist bereit.“

Juri staunte. Sie hatte es gar nicht bemerkt – aber ihr Karate war gewachsen. Ganz wie der kleine Baum in Mamas Geschichte.

Biografie von Hirokazu Kanazawa – Großmeister des Karate

Hirokazu Kanazawa (1931–2019) war einer der bedeutendsten Karate-Großmeister des 20. Jahrhunderts und weltweit bekannt für seinen tiefen Geist, seine technische Perfektion und seine menschliche Haltung. Er war Träger des 10. Dan im Shotokan-Karate und Gründer der Shotokan Karate-International Federation.

Frühe Jahre

Kanazawa wurde am 3. Mai 1931 in Iwate, Japan, geboren. Schon früh interessierte er sich für Kampfkünste und begann zunächst mit Judo. Während seines Studiums an der Takushoku-Universität entdeckte er das Karate – unter der Leitung legendärer Meister wie Masatoshi Nakayama und Gichin Funakoshi, dem Begründer des modernen Karate-Do.

Aufstieg und Erfolge

Er war einer der ersten, der im Rahmen der Japan Karate Association (JKA) ausgebildet wurde und international unterrichtete. 1957 gewann er den ersten JKA All Japan Karate Championship – mit gebrochener Hand! Ein Beweis für seine Willensstärke und seinen unerschütterlichen Geist.

Kanazawa wurde weltweit bekannt durch seine Fähigkeit, technische Präzision mit innerer Ruhe und Bescheidenheit zu verbinden. Er war nicht nur Kämpfer, sondern auch Lehrer und Philosoph.

Philosophie

Kanazawa verband Karate stets mit einem tiefen inneren Weg – beeinflusst durch Zen-Buddhismus, Tai Chi und die Prinzipien des Do (der Weg). Er betonte:

„Karate beginnt und endet mit Respekt.“ und „Technik ohne Geist ist leer.“

Kanazawa lehrte, dass wahre Stärke aus Kontrolle, Klarheit und Mitgefühl kommt – nicht aus Härte oder Gewalt.

Veröffentlichungen

Kanazawa schrieb mehrere Bücher, darunter:

  • „Karate – My Life“ (Autobiografie)

  • „Shotokan Karate – Perfecting Kumite“

  • „Kata – The Essence of Karate“

Diese Werke sind heute Standardlektüre für viele Karateka weltweit.

Vermächtnis

Hirokazu Kanazawa starb am 8. Dezember 2019 im Alter von 88 Jahren. Er hinterließ eine weltweite Karatefamilie und ein Vermächtnis der Geduld, Demut, Disziplin und Menschlichkeit.

Meine Begegnung
mit Meister Kanazawa –
und das vergessene Buch

Eine persönliche Erinnerung an Kanazawa Sensei

In jungen Jahren hatte ich das große Glück, Kanazawa Sensei persönlich kennenzulernen. Es war auf einem Karate-Lehrgang in Vorarlberg – einem besonderen Moment meiner Entwicklung als Karateka. Ich hatte gerade den blauen Gürtel bestanden und war voller Begeisterung und Neugier von Oberösterreich ins westlichste Bundesland Österreichs gereist. Die Motivation dazu kam von meinem damaligen Lehrer, Sensei Kawasoe – ein direkter Schüler Kanazawas und selbst ein beeindruckender Karate-Meister.

Der Lehrgang war intensiv, lehrreich und zutiefst inspirierend. Kanazawa Sensei beeindruckte nicht nur durch seine technische Perfektion, sondern auch durch seine Ausstrahlung, seine Würde und seine Bescheidenheit. Trotz seines Alters demonstrierte er viele Techniken selbst, zeigte Kata mit großer Präzision und vermittelte seine tiefe Einsicht in das Wesen des Karate auf eindrucksvolle Weise – besonders im Zusammenspiel mit seinen Schülern.

In einer Pause nahm ich all meinen Mut zusammen und bat ihn, meine beiden Bücher Shotokan Kata Vol. 1 und 2 zu signieren. Kanazawa tat dies mit großer Freundlichkeit. Seine Unterschrift war nicht einfach ein Namenszug – sie war kunstvoll gestaltet, mit einer stilisierten Darstellung des Fuji-san, des heiligen Berges Japans. Ein Symbol für Standhaftigkeit, Ruhe und Kraft.

Doch auf meiner Heimreise geschah mir ein Missgeschick: Im Zug ließ ich einen der beiden Bände liegen. Trotz intensiver Bemühungen und Kontaktaufnahme mit der ÖBB blieb das Buch unauffindbar. Der materielle Verlust war verkraftbar – doch der emotionale Wert war unersetzlich.

Diese Erfahrung lehrte mich etwas Wichtiges: Unachtsamkeit kann Folgen haben, die lange nachwirken. Selbst kleine Fehler können schmerzen, wenn sie mit besonderen Momenten verbunden sind. Und dennoch: Die Erinnerung an diesen Lehrgang, an die Begegnung mit Kanazawa Sensei und an das, was er durch seine Präsenz vermittelte, ist bis heute lebendig – und vielleicht sogar wertvoller als das verlorene Buch selbst.

Kanazawa Sensei hat mir nicht nur Techniken gezeigt – er hat mir eine Haltung vermittelt, die mich als Mensch geprägt hat: Achtsamkeit, Disziplin, Respekt und den Willen, aus Fehlern zu lernen. Dafür bin ich ihm bis heute dankbar.

Vater sein! Karate Schnupperkurs

Vater sein! Karate Schnupperkurs

Vater sein: Karate Workshop

 

 

Am vergangenen Samstag erlebten Väter und ihre Kinder im Rahmen des Vater sein Projekts einen besonderen Nachmittag beim Karate-Club Bregenz. Unter der Leitung von Stefan Mayr, einem erfahrenen Karateka mit dem fünften Dan, tauchten die Teilnehmer zwei Stunden lang in die Welt des Karates ein.

Mit viel Engagement und Freude vermittelte Mayr spielerisch die Grundtechniken der traditionellen Kampfkunst. Der abwechslungsreiche Workshop bot sowohl Kindern als auch Vätern die Möglichkeit, erste Karatebewegungen auszuprobieren und gemeinsam sportlich aktiv zu sein. Die lockere und motivierende Atmosphäre sorgte dafür, dass der Spaß an der Bewegung im Vordergrund stand.

Am Ende waren sich alle einig: Der Kurs war ein voller Erfolg! Begeistert äußerten viele den Wunsch, schon bald eine Fortsetzung dieses besonderen Erlebnisses zu organisieren.

Die Veranstaltung wurde im Rahmen des Projekts “Vater sein!“ durchgeführt und wird vom Land Vorarlberg gefördert. 

Text und Bilder: Vorarlberger Familienverband, Marc Jehnes

Übrigens: eine Mitgliedschaft im Vorarlberger Familienverband zahlt sich aus! Es erwarten dich viele Ermäßigungen, spannende Vorträge und Workshops!
Hier gibts alle Infos zur Mitgliedschaft: https://familie.or.at/mitglied-werden/