Selbstverteidigung für Kids

Selbstverteidigung für Kids

Selbstverteidigung für Kinder – Sicherheit beginnt mit Wissen!

Am Wochenende nahmen 30 motivierte Kinder im Alter von 6 bis 12 Jahren an unserem Selbstverteidigungskurs teil – und der Kurs war ein voller Erfolg! Mit viel Spaß und Engagement lernten die Kinder, wie sie sich in gefährlichen Situationen richtig verhalten können.

Der Schwerpunkt lag dabei ganz klar auf Prävention: Erkennen, vermeiden, sicher sein! war das Motto. Anhand praktischer Beispiele – etwa wie man reagiert, wenn ein fremder Mann mit Süßigkeiten lockt – wurde trainiert, Gefahren frühzeitig zu erkennen und sich richtig abzugrenzen.

Die Kinder lernten:

  • wie wichtig Abstand ist,
  • was sie sagen können,
  • wie sie sich klar abgrenzen,
  • wo sie Hilfe finden
  • und wer im Ernstfall ein sicherer Ansprechpartner ist.

Einfach umsetzbare Selbstverteidigungstechniken ergänzten das Programm. Spielerisch, kindgerecht und immer mit dem Ziel, das Selbstvertrauen zu stärken!

Wir sind stolz, mit solchen Angeboten einen Beitrag zur Sicherheit von Kindern und Jugendlichen in Vorarlberg zu leisten.

Die nächste Gelegenheit dabei zu sein gibt es am 28. Juni in Bregenz!

Karate Bregenz – für mehr Sicherheit und Stärke im Alltag!

Karate & Geist: Geduld – Fortschritt braucht Zeit. Der Weg ist das Ziel

Karate & Geist: Geduld – Fortschritt braucht Zeit. Der Weg ist das Ziel

Karate & Geist

Geduld – Fortschritt braucht Zeit. Der Weg ist das Ziel

Inhalt

  1. Zitat: Joyce Meyer
  2. Geduld: Fortschritt braucht Zeit. Der Weg ist das Ziel
  3. Albert Camus: Der Mythos des Sisyphos oder Geduld jenseits des Erfolgs

  4. Kinder-Geschichte: Juri und der weiße Gürtel
  5. Meister Kanazawa: Biografie eines großen Meisters des Karate

In unserem Format „Karate & Geist“ widmen wir uns einmal im Monat besonderen Themen – Themen, die nicht nur im Karate, sondern auch im Alltag eine wichtige Rolle spielen. Es geht um Werte, innere Stärke, Haltung und persönliche Entwicklung – um Dinge, die uns wachsen lassen, im Dojo genauso wie im Leben.

Mit diesen Impulsen möchten wir dir kleine Denkanstöße geben, die dich auch zwischen den Trainingsstunden begleiten und inspirieren. Du findest hier philosophische Texte, praktische Tipps, Porträts großer Karate-Meister und noch viel mehr.

Alle Beiträge kannst du ganz bequem nachlesen. Lass dir im Blog-Menü, mit der Filterfunktion, alle Inhalte dieser Rubrik anzeigen. Wenn du Wünsche, Ideen oder Anregungen zu unseren Texten hast – wir freuen uns auf dein Feedback!

Wir wünschen dir viel Freude beim Lesen und Entdecken!

Geduld ist nicht die Fähigkeit zu warten,
sondern die Fähigkeit, beim Warten ruhig zu bleiben.“

 

Joyce Meyer

US-amerikanische christliche Autorin und Predigerin,
geboren 1943 in St. Louis, Missouri

Foto: Joyce Meyer Ministries Nederlands, CC BY 3.0

Der Weg
ist das Ziel

Geduld – Fortschritt braucht Zeit. Der Weg ist das Ziel

In einer Zeit, in der alles schneller, effizienter und sofort verfügbar sein soll, ist Geduld zu einer seltenen Tugend geworden. Doch gerade im Karate – und im Leben allgemein – ist sie unerlässlich. Fortschritt entsteht nicht über Nacht. Er wächst langsam, still und oft unsichtbar – bis du eines Tages zurückblickst und erstaunt bist, wie weit du gekommen bist.

Warum Geduld so wichtig ist

Geduld hilft dir, Rückschläge gelassener zu nehmen, dich nicht ständig mit anderen zu vergleichen und den Fokus auf deinen eigenen Weg zu legen. Sie schützt dich davor, aufzugeben, wenn es schwierig wird. Im Karate siehst du Fortschritte oft nicht sofort – aber sie kommen, wenn du regelmäßig übst, aufmerksam bleibst und deinem Prozess vertraust.

Psychologische Hintergründe der Geduld

1. Geduld als Selbstregulation
Geduld bedeutet, Impulse zu kontrollieren. Unser Gehirn – insbesondere der präfrontale Kortex – ist dafür zuständig, kurzfristige Wünsche zu regulieren und langfristige Ziele im Blick zu behalten. Wer regelmäßig übt, geduldig zu bleiben, trainiert genau diese Hirnregion – ähnlich wie einen Muskel.

2. Geduld reduziert Stress
Ungeduld erzeugt innere Unruhe, Frust und erhöht den Cortisolspiegel. Geduld dagegen wirkt wie ein emotionaler Puffer: Sie hilft dir, gelassener mit Verzögerungen, Misserfolgen oder Unklarheiten umzugehen. Du bleibst zentrierter, ruhiger und klarer im Denken.

3. Geduld stärkt das Selbstvertrauen
Wenn du lernst, schwierige Phasen durchzustehen, wächst dein Vertrauen in dich selbst. Du erkennst: „Ich kann mit Unsicherheit umgehen. Ich halte durch.“ Das hat direkte Auswirkungen auf deine Resilienz – also deine psychische Widerstandskraft.

Praktische Tipps zur Stärkung der Geduld

  • Bewusstes Warten üben: Nutze Wartezeiten (z. B. an der Kasse) bewusst als Mini-Achtsamkeitsübungen statt zum Handy zu greifen. Spüre deinen Atem, nimm deine Umgebung wahr.

  • Langsame Tätigkeiten pflegen: Gärtnern, Kochen, Handwerk oder Kalligrafie – all das trainiert Geduld durch Wiederholung, Rhythmus und Ruhe.

  • Visualisierung: Stelle dir vor, wie du eine herausfordernde Situation ruhig und geduldig meisterst. Dein Gehirn speichert solche Bilder als echte Erfahrung ab.

Die Japaner sagen: „Geduld ist die Kunst, nur langsam wütend zu werden.“

Fazit

Du musst nicht perfekt sein. Du musst nicht schneller sein als andere. Du musst nur dranbleiben – mit Geduld, Vertrauen und einem offenen Blick für das Leben. Jeder Schritt zählt. Und genau darin liegt die wahre Stärke.

Albert Camus: Der Mythos des Sisyphos oder Geduld jenseits des Erfolgs

Worum geht es im Mythos?

Sisyphos wurde in der griechischen Mythologie dafür bestraft, einen Felsblock ewig einen Berg hinaufzurollen – nur damit er kurz vor dem Gipfel immer wieder hinabrollt. Eine scheinbar sinnlose, ewige Mühe ohne Erfolg.

Moderne Deutung – durch Albert Camus

Der französische Philosoph Albert Camus („Der Mythos des Sisyphos“, 1942) interpretiert die Geschichte existenzialistisch:
Sisyphos akzeptiert sein Schicksal – und wird dadurch frei. Er verleiht seinem Tun selbst Bedeutung, obwohl es von außen sinnlos erscheint.

Camus schreibt:


„Man muss sich Sisyphos als einen glücklichen Menschen vorstellen.“

In dieser Lesart wird Sisyphos zu einem Symbol für Geduld, Akzeptanz und inneren Widerstand. Er gibt nicht auf. Er kämpft nicht gegen das Unvermeidliche, sondern lebt bewusst im Moment.

Fazit

Sisyphos ist kein klassisches Vorbild für Geduld im Sinne von „Warten auf Fortschritt“. Aber: Er verkörpert die tiefe Form von Geduld, die mit Akzeptanz, Ausdauer und innerer Stärke zu tun hat.

Der Mythos von Sisyphos wirkt auf den ersten Blick wie eine grausame Strafe: ein Mensch, der einen Stein ewig bergauf wälzt, nur damit er immer wieder zurückrollt. Sinnlos, endlos, frustrierend.

Doch wenn wir einen Moment innehalten, eröffnet sich eine tiefere Sicht: Sisyphos kämpft nicht gegen sein Schicksal – er akzeptiert es. Er ist geduldig, nicht weil er auf eine Belohnung hofft, sondern weil er den Moment selbst annimmt. Er lässt sich nicht brechen. In der Interpretation des Philosophen Albert Camus wird Sisyphos zum Symbol des bewussten Lebens:

„Der Kampf gegen Gipfel genügt, um ein Menschenherz auszufüllen.“

Geduld bedeutet nicht immer, auf den Erfolg zu warten. Manchmal heißt sie, weiterzugehen, auch wenn der Stein immer wieder rollt – mit Würde, Bewusstsein und innerer Stärke.

Buchtip: Der Mythos des Sisyphos, von Albert Camus

Wer war Albert Camus?

Albert Camus (1913–1960) war Schriftsteller, Philosoph und Literaturnobelpreisträger. Seine Werke kreisen um die Themen Absurdität, Freiheit, Widerstand und Sinnsuche im Angesicht der Sinnlosigkeit

Bedeutende Werke:

  • Der Mythos des Sisyphos (1942)
  • Die Pest (1947)
  • Der Fremde (1942)
  • Der Mensch in der Revolte (1951)

 

Bedeutende Zitate von Camus:

  • „Inmitten des Winters entdeckte ich endlich, dass in mir ein unbesiegbarer Sommer wohnt.“
    (Aus „Rückkehr nach Tipasa“, 1952)

  • „Freiheit ist nichts wert, wenn sie nicht das Recht einschließt, anderen zu widersprechen.“

  • „Der Mensch ist das einzige Wesen, das sich weigert, das zu sein, was es ist.“

  • „Wirklich frei ist nur, wer die Absurdität des Lebens erkennt und trotzdem weitermacht.“ (sinngemäß aus „Der Mythos des Sisyphos“)

Albert Camus und Karate – Die innere Haltung des Übenden

Auf den ersten Blick scheint zwischen den Schriften des französischen Philosophen Albert Camus und der japanischen Kampfkunst Karate kaum eine Verbindung zu bestehen. Doch wer tiefer blickt, erkennt erstaunliche Parallelen in der inneren Haltung, die beide Wege fordern: Geduld, Selbstüberwindung, Handeln trotz Unsicherheit – und das bewusste Gehen eines Weges, der nie zu Ende ist.

In seinem Werk „Der Mythos des Sisyphos“ beschreibt Camus die Figur des Sisyphos, der zur ewigen Aufgabe verdammt ist, einen Felsblock einen Berg hinaufzurollen – nur damit er immer wieder hinabstürzt. Doch Camus stellt nicht das Scheitern in den Mittelpunkt, sondern die bewusste Entscheidung, weiterzumachen – ohne Illusionen, aber mit Würde. Sisyphos steht für den Menschen, der das Absurde akzeptiert und gerade darin frei wird.

Diese Haltung spiegelt sich im Karate wider. Der Karateka weiß: Wahre Meisterschaft kommt nicht über Nacht. Sie entsteht durch stetiges Üben, durch das Akzeptieren von Rückschlägen, durch das ständige Wiederholen scheinbar einfacher Techniken. Es ist ein Weg ohne Abkürzungen – manchmal monoton, manchmal herausfordernd. Doch gerade darin liegt seine Kraft.

Karate lehrt, im Moment zu leben und sich mit voller Aufmerksamkeit dem Prozess zu widmen. Nicht der schwarze Gürtel, nicht die Medaille zählen – sondern der Weg selbst. Genau wie Camus schreibt:

„Der Kampf gegen Gipfel genügt, um ein Menschenherz auszufüllen.“

Auch in seinem Roman „Die Pest“ betont Camus das Handeln aus Verantwortung – nicht aus Hoffnung auf Erfolg, sondern weil es richtig ist. Diese Ethik findet sich auch im Karate wieder: Im respektvollen Umgang miteinander, im Schutz der Schwächeren, im Üben von Selbstbeherrschung und Klarheit – auch wenn niemand zusieht.

Der Philosoph Camus lehrte keine Karate-Technik, kannte kein Dojo und keine Kata. Aber er bietet eine Philosophie, die sich wunderbar mit dem Geist des Karate verbindet: Übe, handle, bleibe aufrichtig – auch wenn der Berg hoch und der Weg steinig ist.

Kinder-Geschichte: Juri und der weiße Gürtel

Juri war sieben Jahre alt und ging seit ein paar Wochen ins Karate. Sie liebte es, barfuß auf der Matte zu stehen, den Gi (so heißt der Karateanzug) anzuziehen und laut „KIAI!“ zu rufen. Doch es gab etwas, das Juri ganz und gar nicht mochte: dass sie noch immer den weißen Gürtel trug.

„Wann bekomme ich endlich den gelben?“, fragte sie nach jedem Training.

Sensei Kenji, ihr Lehrer, lächelte nur und sagte: „Wenn du bereit bist – nicht früher und nicht später.“

Juri seufzte. Sie übte fleißig. Sie konnte den Zuki (Fauststoß) schon ziemlich gut, und ihr Mae-Geri (Fußtritt nach vorne) wurde von Mal zu Mal stärker. Aber die Gürtelprüfung ließ auf sich warten.

Eines Tages kam sie genervt nach Hause.
„Mama, das dauert alles ewig! Ich will doch nur den gelben Gürtel!“

Da setzte sich Mama zu ihr auf den Teppich und sagte:
„Weißt du, Geduld ist wie ein kleiner Baum. Du gießt ihn, du wartest, du siehst… erst mal nichts. Aber unter der Erde passiert ganz viel. Die Wurzeln wachsen. Und irgendwann – plopp – kommt der erste grüne Trieb. Du siehst ihn erst, wenn du lange genug gewartet hast.“

Juri überlegte. Vielleicht war ihr Karate auch so ein kleiner Baum?

Beim nächsten Training konzentrierte sie sich nicht auf den Gürtel, sondern auf ihren Stand, ihren Atem und auf jedes einzelne Detail. Sie vergaß fast, dass sie noch den weißen Gürtel trug.

Und dann – Wochen später – am Ende des Trainings, rief Sensei Kenji sie nach vorne.
Er holte einen neuen Gürtel aus seiner Tasche.
„Juri, du bist bereit.“

Juri staunte. Sie hatte es gar nicht bemerkt – aber ihr Karate war gewachsen. Ganz wie der kleine Baum in Mamas Geschichte.

Biografie von Hirokazu Kanazawa – Großmeister des Karate

Hirokazu Kanazawa (1931–2019) war einer der bedeutendsten Karate-Großmeister des 20. Jahrhunderts und weltweit bekannt für seinen tiefen Geist, seine technische Perfektion und seine menschliche Haltung. Er war Träger des 10. Dan im Shotokan-Karate und Gründer der Shotokan Karate-International Federation.

Frühe Jahre

Kanazawa wurde am 3. Mai 1931 in Iwate, Japan, geboren. Schon früh interessierte er sich für Kampfkünste und begann zunächst mit Judo. Während seines Studiums an der Takushoku-Universität entdeckte er das Karate – unter der Leitung legendärer Meister wie Masatoshi Nakayama und Gichin Funakoshi, dem Begründer des modernen Karate-Do.

Aufstieg und Erfolge

Er war einer der ersten, der im Rahmen der Japan Karate Association (JKA) ausgebildet wurde und international unterrichtete. 1957 gewann er den ersten JKA All Japan Karate Championship – mit gebrochener Hand! Ein Beweis für seine Willensstärke und seinen unerschütterlichen Geist.

Kanazawa wurde weltweit bekannt durch seine Fähigkeit, technische Präzision mit innerer Ruhe und Bescheidenheit zu verbinden. Er war nicht nur Kämpfer, sondern auch Lehrer und Philosoph.

Philosophie

Kanazawa verband Karate stets mit einem tiefen inneren Weg – beeinflusst durch Zen-Buddhismus, Tai Chi und die Prinzipien des Do (der Weg). Er betonte:

„Karate beginnt und endet mit Respekt.“ und „Technik ohne Geist ist leer.“

Kanazawa lehrte, dass wahre Stärke aus Kontrolle, Klarheit und Mitgefühl kommt – nicht aus Härte oder Gewalt.

Veröffentlichungen

Kanazawa schrieb mehrere Bücher, darunter:

  • „Karate – My Life“ (Autobiografie)

  • „Shotokan Karate – Perfecting Kumite“

  • „Kata – The Essence of Karate“

Diese Werke sind heute Standardlektüre für viele Karateka weltweit.

Vermächtnis

Hirokazu Kanazawa starb am 8. Dezember 2019 im Alter von 88 Jahren. Er hinterließ eine weltweite Karatefamilie und ein Vermächtnis der Geduld, Demut, Disziplin und Menschlichkeit.

Meine Begegnung
mit Meister Kanazawa –
und das vergessene Buch

Eine persönliche Erinnerung an Kanazawa Sensei

In jungen Jahren hatte ich das große Glück, Kanazawa Sensei persönlich kennenzulernen. Es war auf einem Karate-Lehrgang in Vorarlberg – einem besonderen Moment meiner Entwicklung als Karateka. Ich hatte gerade den blauen Gürtel bestanden und war voller Begeisterung und Neugier von Oberösterreich ins westlichste Bundesland Österreichs gereist. Die Motivation dazu kam von meinem damaligen Lehrer, Sensei Kawasoe – ein direkter Schüler Kanazawas und selbst ein beeindruckender Karate-Meister.

Der Lehrgang war intensiv, lehrreich und zutiefst inspirierend. Kanazawa Sensei beeindruckte nicht nur durch seine technische Perfektion, sondern auch durch seine Ausstrahlung, seine Würde und seine Bescheidenheit. Trotz seines Alters demonstrierte er viele Techniken selbst, zeigte Kata mit großer Präzision und vermittelte seine tiefe Einsicht in das Wesen des Karate auf eindrucksvolle Weise – besonders im Zusammenspiel mit seinen Schülern.

In einer Pause nahm ich all meinen Mut zusammen und bat ihn, meine beiden Bücher Shotokan Kata Vol. 1 und 2 zu signieren. Kanazawa tat dies mit großer Freundlichkeit. Seine Unterschrift war nicht einfach ein Namenszug – sie war kunstvoll gestaltet, mit einer stilisierten Darstellung des Fuji-san, des heiligen Berges Japans. Ein Symbol für Standhaftigkeit, Ruhe und Kraft.

Doch auf meiner Heimreise geschah mir ein Missgeschick: Im Zug ließ ich einen der beiden Bände liegen. Trotz intensiver Bemühungen und Kontaktaufnahme mit der ÖBB blieb das Buch unauffindbar. Der materielle Verlust war verkraftbar – doch der emotionale Wert war unersetzlich.

Diese Erfahrung lehrte mich etwas Wichtiges: Unachtsamkeit kann Folgen haben, die lange nachwirken. Selbst kleine Fehler können schmerzen, wenn sie mit besonderen Momenten verbunden sind. Und dennoch: Die Erinnerung an diesen Lehrgang, an die Begegnung mit Kanazawa Sensei und an das, was er durch seine Präsenz vermittelte, ist bis heute lebendig – und vielleicht sogar wertvoller als das verlorene Buch selbst.

Kanazawa Sensei hat mir nicht nur Techniken gezeigt – er hat mir eine Haltung vermittelt, die mich als Mensch geprägt hat: Achtsamkeit, Disziplin, Respekt und den Willen, aus Fehlern zu lernen. Dafür bin ich ihm bis heute dankbar.

Vater sein! Karate Schnupperkurs

Vater sein! Karate Schnupperkurs

Vater sein: Karate Workshop

 

 

Am vergangenen Samstag erlebten Väter und ihre Kinder im Rahmen des Vater sein Projekts einen besonderen Nachmittag beim Karate-Club Bregenz. Unter der Leitung von Stefan Mayr, einem erfahrenen Karateka mit dem fünften Dan, tauchten die Teilnehmer zwei Stunden lang in die Welt des Karates ein.

Mit viel Engagement und Freude vermittelte Mayr spielerisch die Grundtechniken der traditionellen Kampfkunst. Der abwechslungsreiche Workshop bot sowohl Kindern als auch Vätern die Möglichkeit, erste Karatebewegungen auszuprobieren und gemeinsam sportlich aktiv zu sein. Die lockere und motivierende Atmosphäre sorgte dafür, dass der Spaß an der Bewegung im Vordergrund stand.

Am Ende waren sich alle einig: Der Kurs war ein voller Erfolg! Begeistert äußerten viele den Wunsch, schon bald eine Fortsetzung dieses besonderen Erlebnisses zu organisieren.

Die Veranstaltung wurde im Rahmen des Projekts “Vater sein!“ durchgeführt und wird vom Land Vorarlberg gefördert. 

Text und Bilder: Vorarlberger Familienverband, Marc Jehnes

Übrigens: eine Mitgliedschaft im Vorarlberger Familienverband zahlt sich aus! Es erwarten dich viele Ermäßigungen, spannende Vorträge und Workshops!
Hier gibts alle Infos zur Mitgliedschaft: https://familie.or.at/mitglied-werden/

 

 

Karate & Geist: Körperlich & geistig im Gleichgewicht bleiben

Karate & Geist: Körperlich & geistig im Gleichgewicht bleiben

Karate & Geist

Körperlich & geistig im Gleichgewicht bleiben

Inhalt

  1. Zitat: Mark Aurel
  2. Balance: Körperlich & geistig im Gleichgewicht bleiben
  3. Carl Gustav Jung: Seine Lehre und die Bedeutung von Gleichgewicht

  4. Meister Tanaka: Der unermüdliche Kämpfer

In unserem Format „Karate & Geist“ widmen wir uns einmal im Monat besonderen Themen – Themen, die nicht nur im Karate, sondern auch im Alltag eine wichtige Rolle spielen. Es geht um Werte, innere Stärke, Haltung und persönliche Entwicklung – um Dinge, die uns wachsen lassen, im Dojo genauso wie im Leben.

Mit diesen Impulsen möchten wir dir kleine Denkanstöße geben, die dich auch zwischen den Trainingsstunden begleiten und inspirieren. Du findest hier philosophische Texte, praktische Tipps, Porträts großer Karate-Meister und noch viel mehr.

Alle Beiträge kannst du ganz bequem nachlesen. Lass dir im Blog-Menü, mit der Filterfunktion, alle Inhalte dieser Rubrik anzeigen. Wenn du Wünsche, Ideen oder Anregungen zu unseren Texten hast – wir freuen uns auf dein Feedback!

Wir wünschen dir viel Freude beim Lesen und Entdecken!

Alles was wir hören ist eine Meinung,
keine Tatsache.

Alles was wir sehen ist eine Perspektive,
nicht die Wahrheit.

 

Marc Aurel
Römischer Kaiser und Philosoph

Finde deine Balnace

Balance – Körperlich & geistig im Gleichgewicht bleiben

Im Karate geht es nicht nur darum, stark zu sein. Es geht auch darum, das Gleichgewicht zu halten – auf den Beinen und im Kopf. Wer schon einmal bei einem Kiba-Dachi (Reiterstellung im Karate) gewackelt hat oder beim Mawashi-Geri fast umgefallen ist, weiß: Körperliche Balance muss trainiert werden. Durch Kraft, Haltung, Atmung – und ganz viel Übung.

Aber auch im Geist brauchen wir Balance:
– zwischen Anspannung und Entspannung
– zwischen Selbstvertrauen und Demut
– zwischen Zuhören und Handeln

Karate hilft uns, diese innere Mitte zu finden. Wenn wir im Dojo stehen, atmen, uns konzentrieren und unsere Bewegungen kontrollieren, trainieren wir mehr als nur Muskeln – wir beruhigen den Geist und finden Klarheit.

💡 Unsere Balance-Tipps für die Woche:

  • Stell dich beim Zähneputzen auf ein Bein – und spür dein Gleichgewicht.
  • Nimm dir jeden Tag zwei Minuten, in denen du nichts tust – einfach nur atmen.
  • Frag dich am Abend: Was hat mich heute aus dem Gleichgewicht gebracht – und was hat mir geholfen, es wiederzufinden?

Balance – im Körper und im Leben

Balance ist mehr als nur das Gleichgewicht im Stand oder bei einem Tritt.
Sie ist auch das Gleichgewicht in uns – zwischen Tun und Ruhen, Reden und Zuhören, Arbeiten und Spielen. Im Karate lernen wir, unser körperliches Gleichgewicht zu schulen: Ein sicherer Stand, kontrollierte Bewegungen, stabile Techniken. Doch was wir im Dojo üben, hilft uns auch im Alltag. Denn auch im täglichen Leben brauchen wir Balance:

  • Wenn die Schule, der Beruf oder der Alltag stressig werden.
  • Wenn wir zwischen Verpflichtungen, Familie, Terminen und eigenen Wünschen jonglieren.
  • Wenn wir merken: Jetzt wird’s zu viel.

Innere Balance bedeutet, bei sich zu bleiben – auch wenn außen alles wackelt.
Und genau das können wir üben. Zum Beispiel durch bewusste Pausen, durch ruhiges Atmen, durch den Mut, auch mal „nein“ zu sagen.

Finde deine innere Balance:

1. Atme bewusst

Oft sind wir im Außen – im Tun, Denken, Planen. Ein paar tiefe Atemzüge helfen, wieder bei dir anzukommen. Tipp: Lege eine Hand auf den Bauch, eine auf die Brust. Atme ruhig ein und aus. Spüre, wie du zur Ruhe kommst.

2. Schaffe kleine Pausen

Balance bedeutet nicht Stillstand – sondern Wechsel zwischen Anspannung und Entspannung. Kurze Pausen am Tag (ein Tee, ein Blick aus dem Fenster, 5 Minuten ohne Handy) wirken wie ein innerer Reset-Knopf.

3. Spüre deinen Körper

Körper und Geist sind verbunden. Wenn du deinen Körper spürst – beim Gehen, Dehnen, Karate – findest du auch leichter geistige Balance. Tipp: Barfuß über Wiese oder Waldboden laufen wirkt oft Wunder.

4. Stell dir die Frage: Was brauche ich gerade?

Diese kleine Frage kann große Wirkung haben. Bin ich müde? Brauche ich Ruhe, Bewegung oder ein gutes Gespräch? Wer auf sich hört, findet leichter zurück in die eigene Mitte.

5. Lass los, was dich kippen lässt

Oft halten wir an Dingen fest, die uns aus dem Gleichgewicht bringen – Erwartungen, Stress, Gedankenkarussell. Balance heißt auch: Loslassen können.

Innere Balance ist kein Zustand, den man „einmal erreicht“ – sie ist wie ein Gleichgewicht auf dem Seil: Du bewegst dich ständig – und lernst, immer wieder in die Mitte zurückzufinden.

Zum Abschluss

Balance ist kein Ziel, das man einmal erreicht – sondern ein ständiger Tanz zwischen Bewegung und Ruhe. Sie entsteht, wenn wir auf uns hören, im Moment sind und den Mut haben, immer wieder neu in die eigene Mitte zurückzukehren. Bleib in Verbindung mit dir – dann findest du auch dein Gleichgewicht.

Die Lehre von Carl Gustav Jung –
Der Weg zur inneren Ganzheit

Carl Gustav Jung war ein Schweizer Psychologe und Denker, der tief in die menschliche Seele blickte – nicht nur mit dem Verstand, sondern auch mit Gefühl, Symbolkraft und spirituellem Gespür.
Seine Lehre, die Analytische Psychologie, zeigt einen Weg zur inneren Balance und Ganzheit. Ein Weg, der nicht immer leicht ist – aber umso lohnender.

Im Zentrum steht das, was Jung das Selbst nannte: unser eigentliches, tiefstes Ich. Es umfasst nicht nur unser bewusstes Denken, sondern auch all das, was in uns verborgen liegt – unsere Träume, Ängste, Wünsche, unsere Stärke und Verletzlichkeit.
Für Jung war das Ziel des Lebens die Individuation (Prozess der inneren Entwicklung): der Prozess, durch den wir ganz werden. Nicht perfekt, sondern echt.

Ein wichtiger Teil dieses Weges ist die Begegnung mit dem Schatten – jenen Anteilen in uns, die wir lieber verdrängen: Wut, Unsicherheit, Zweifel. Doch Jung sagte: „Man wird nicht erleuchtet, indem man sich Lichtgestalten vorstellt, sondern indem man sich der Dunkelheit bewusst wird.“
Wer seinen Schatten kennt, wird nicht von ihm gesteuert – sondern gewinnt innere Stärke.

Jung erkannte auch, dass wir alle mit sogenannten Archetypen verbunden sind – Urbilder, die in Geschichten, Träumen und Kulturen erscheinen: der Held, das Kind, der Weise, die Mutter, … Sie helfen uns, das Leben und uns selbst besser zu verstehen.

Ein weiterer Schlüsselbegriff in seiner Lehre ist das kollektive Unbewusste – ein seelisches Erbe, das alle Menschen teilen. Es ist wie ein innerer Ozean aus Symbolen und Erfahrungen, die tief in uns ruhen – unabhängig von Herkunft, Alter oder Kultur.

Besonders faszinierend ist Jungs Sicht auf Träume und Symbole. Für ihn waren sie keine zufälligen Bilder, sondern Botschaften unserer Seele. Wer lernt, sie zu deuten, tritt in einen echten Dialog mit sich selbst.

Am Ende ging es Jung nicht um Leistung oder Selbstoptimierung, sondern um Balance – zwischen Denken und Fühlen, zwischen Innen- und Außenwelt, zwischen Licht und Schatten.
Ein Mensch, der sich auf diesen Weg macht, lernt, sich selbst zu begegnen – ehrlich, liebevoll und mutig.

Was bedeutet Individuation?

Individuation beschreibt bei Jung den Prozess der inneren Entwicklung, durch den ein Mensch nach und nach zu sich selbst findet – zu seinem wahren, ganzen Selbst.

Es geht darum, alle Seiten in sich zu erkennen und anzunehmen:

  • das Bewusste und das Unbewusste

  • die Stärken und die Schwächen

  • die „helle Seite“ und den „Schatten“

  • die eigene Geschichte, aber auch das, was in uns angelegt ist und noch gelebt werden will

Individuation ist kein Ego-Trip, sondern ein Reifungsprozess

Ziel ist es nicht, besonders individuell oder „anders“ zu sein – sondern authentisch.
Ein Mensch, der sich individuell entfaltet, steht mitten im Leben, kennt sich selbst und lebt im Einklang mit dem, was er wirklich ist.

In Jungs Worten:

„Individuation bedeutet, das eigene Selbst zu verwirklichen.“

Und was hat das mit Karate
zu tun?

Sehr viel!
Auch im Karate geht es um mehr als nur Technik oder Körperkraft. Es geht darum, mit jedem Training innerlich zu wachsen.
Sich selbst besser kennenzulernen. Klarer zu stehen – äußerlich wie innerlich.

Man könnte sagen: Der Weg (Do) im Karate ist ein Weg der Individuation – durch Bewegung, Disziplin, Begegnung und Stille.

Fotocredit: https://www.psychologischerclub.ch/de/cg-jung

Balance zwischen Denken und Fühlen

Ein Impuls nach C. G. Jung

„Denken ist wunderbar, solange es nicht die Gefühle ausschließt.“

Impuls

Wir alle tragen in uns zwei große Kräfte:
Den Verstand, der analysiert, plant, urteilt – und
das Gefühl, das spürt, verbindet, warnt oder trägt.

Oft neigen wir dazu, eine Seite zu bevorzugen. Manche Menschen vertrauen vor allem auf Logik und Argumente. Andere folgen stark ihren Emotionen und inneren Impulsen.

C. G. Jung sah in der Balance beider Seiten einen Schlüssel zur inneren Reife.
Er schrieb: „Einseitigkeit ist kein Ideal.“ – Denn wenn Denken das Fühlen verdrängt, wird der Mensch kalt. Und wenn das Fühlen das Denken überrollt, verliert er Bodenhaftung.

Der Weg zur inneren Balance bedeutet: Beides anzuerkennen.
Gefühle ernst zu nehmen – ohne von ihnen überflutet zu werden.
Gedanken zu nutzen – ohne sich darin zu verlieren.

Diese Balance hilft uns nicht nur im Alltag, sondern auch im Karate:
Ein klarer Kopf trifft bessere Entscheidungen.
Ein lebendiges Herz gibt Kraft, Leidenschaft und Tiefe.

Reflexionsfrage für die Woche

In welchen Situationen verlässt du dich eher auf deinen Kopf – und wo eher auf dein Herz?
Was würde passieren, wenn du der anderen Seite mehr Raum gibst?

Mini-Übung

Gefühle beobachten – Gedanken ordnen
– Nimm dir täglich 5 Minuten Zeit.
– Atme ruhig. Frage dich: Was fühle ich gerade? Was denke ich gerade?
– Notiere beides in kurzen Sätzen – ohne zu bewerten.
→ So trainierst du deine innere Balance ganz bewusst.

Karate-Bezug

Beim Kumite entscheidet oft der schnelle, klare Gedanke – aber auch das feine Gespür für Distanz und Timing.
In der Kata braucht es Struktur und Kontrolle – aber ebenso Ausdruck und Gefühl.
Denken und Fühlen arbeiten im besten Fall zusammen – wie zwei Hände im Einklang.

Abschlussgedanke

Balance beginnt nicht außen – sondern zwischen Kopf und Herz.
Wenn wir beides hören, sind wir ganz bei uns selbst.

Die Geschichte von Meister Tanaka
Der unermüdliche Kämpfer

 

Es war einmal ein junger Mann aus Tokio, der für viele Jahre zu einem der bekanntesten Karatekämpfer der Welt werden sollte: Masahiko Tanaka. Geboren 1941 in Japan, begann er schon früh, sich für Kampfkunst zu interessieren. Doch erst im Studium an der Nihon-Universität fand er seine wahre Leidenschaft: Shotokan-Karate.

Er war nicht einfach nur ein guter Schüler – er war außergewöhnlich. Seine Bewegungen waren kraftvoll, explosiv, präzise. Und was ihn besonders machte: Sein Kampfgeist.

In den 1970er- und 80er-Jahren gewann er nahezu jeden internationalen Wettkampf, an dem er teilnahm. Besonders im Kumite (Freikampf) war er kaum zu schlagen. Er wurde mehrfach Weltmeister – nicht nur als Einzelkämpfer, sondern auch mit dem japanischen Team.

Viele Jahre lang war er einer der wichtigsten Ausbilder der Japan Karate Association (JKA). Er reiste um die ganze Welt, um Karate zu unterrichten – in Europa, Asien, Amerika. Mit klarer Stimme, strenger Haltung und tiefem Respekt für die Tradition brachte er tausenden Schülern bei, was Karate wirklich bedeutet: Disziplin, Achtung, Mut und Ausdauer.

Sein Karate war geprägt von innerer Stärke, starker Hüftarbeit und blitzschnellen Techniken. Wer ihn einmal live erlebt hat, spürte: Das ist keine Show – das ist echtes Budo.

Tanaka sagte einmal:

„Man muss den Geist trainieren, nicht nur den Körper. Der Geist führt – der Körper folgt.“

Auch im hohen Alter blieb er dem Karate treu – nicht für Medaillen, sondern als Lebensweg.

Was wir von Meister Tanaka lernen können:
– Übe mit Klarheit und Ziel.
– Bleib diszipliniert – auch wenn es anstrengend wird.
– Kämpfe nicht gegen andere – sondern für deine Entwicklung.

Seine wichtigsten Lehrer:

Masatoshi Nakayama – Chef-Instruktor der JKA, direkter Schüler von Gichin Funakoshi. Nakayama war eine zentrale Figur in der Verbreitung des Shotokan-Karate weltweit. Er erkannte früh Tanakas außergewöhnliches Talent und förderte ihn stark – sowohl als Wettkämpfer als auch als Lehrer.

Hidetaka Nishiyama – ebenfalls ein Schüler Funakoshis, mit starkem Einfluss auf das technische und geistige Fundament Tanakas.

Keinosuke Enoeda und Hirokazu Kanazawa – weitere Meister aus dem JKA-Kern, mit denen Tanaka gemeinsam trainierte und an Wettkämpfen teilnahm.

Diese Meister prägten nicht nur Tanakas Technik, sondern auch seine Haltung: die Verbindung von Tradition, Disziplin und spiritueller Tiefe.

Buchtip: Kumite in Perfektion

Autor: Masahiko Tanaka
Übersetzung: Schlatt
Format: 180 x 257 mm, 248 Seiten, über 700 Karate Fotos
ISBN 978-3-937745-10-7

Dieses Werk bietet einen tiefen Einblick in Tanakas Philosophie und Technik des Kumite. Es enthält:​ – Detaillierte Analysen fortgeschrittener Techniken – Strategien zur Kampfvorbereitung – Methoden zur mentalen und physischen Leistungssteigerung – Berichte über Tanakas persönliche Wettkampferfahrungen

Abschluss – Das Vermächtnis von Meister Tanaka

Masahiko Tanaka war mehr als ein Weltmeister. Er war ein Botschafter des Karate-Geistes, ein Kämpfer mit klarem Blick, ein Lehrer mit Herz und Disziplin. Er zeigte, dass wahre Stärke nicht nur im Körper liegt, sondern im Geist, in der Haltung, im Charakter. Sein Karate war schnell, kraftvoll, präzise – doch sein größtes Ziel war nie der Sieg über andere, sondern der Sieg über sich selbst.

Der Geist führt – der Körper folgt.
Masahiko Tanaka

Fotocredit: https://jtk-world.com/master/masahiko-tanaka/

Faktenbox: Masahiko Tanaka

Fakt Details
🗓 Geboren 1941, in Tokio, Japan
🥋 Karate-Stil Shotokan-Karate (JKA)
🎓 Studium Nihon-Universität
🏆 Erfolge Mehrfacher JKA-Weltmeister im Kumite (Einzel & Team)
🌍 International aktiv Unterrichtete in über 30 Ländern weltweit
🧑‍🏫 Rolle in der JKA Instruktor, später Chefausbilder für Kumite
💡 Besondere Merkmale Explosive Technik, eiserne Disziplin
🧠 Zentrale Werte Geist führt, Körper folgt – Karate als Lebensweg
✍️ Publikationen „Perfecting Kumite“ (Buch über Kampftraining)
🕊 Karate-Philosophie „Ein echter Kämpfer bleibt ruhig im Sturm“

Meine Begegnung
mit Meister Tanaka –
eine prägende Erfahrung

Als ich Tanaka Sensei zum ersten Mal begegnete, war ich gerade einmal 14 Jahre alt. Meine Eltern schenkten mir damals großes Vertrauen und ließen mich alleine mit dem Zug von Oberösterreich ins Burgenland fahren – wohlwissend, dass ich dort von Karatekollegen in Empfang genommen werde.

Ich durfte in Eisenstadt eine ganze Woche lang mit Tanaka Sensei trainieren. Diese Erfahrung war nicht nur außergewöhnlich und beeindruckend – sie war vor allem auch schmerzhaft, fordernd und zutiefst prägend.

In der Mitte der Woche gab es ein ganz besonderes Training. Kein Kumite, keine Kata. Nur einige wenige Techniken aus dem Kihon – ganz einfach, ganz klar. Doch die Intensität war alles andere als einfach: Wir begannen mit einem geraden Fauststoß im Kiba-Dachi. Keine zehn, keine hundert – tausend Wiederholungen. Tief. Kraftvoll. Unaufhörlich.

Unter den wachsamen Augen des Meisters, der mit seinem Stock jede noch so kleine Abweichung korrigierte. Ein Aufrichten, ein Verlassen der Stellung war schlicht unmöglich. Erst nach den 1000 Tsuki gab es eine kurze Pause. Aber nicht lange. Dann folgten 500 Mae-Geri links – und noch einmal 500 rechts, aus tiefem Zenkutsu-Dachi. Ein Training, das nicht nur in den Muskeln, sondern tief im Geist seine Spuren hinterließ.

Denn darum ging es: Den Geist zu schulen. Die Willenskraft zu stärken. Durchzuhalten – auch wenn alles schmerzt. Das war es, was Tanaka Sensei vermitteln wollte: Ein Geist, der nicht mehr erschüttert werden kann. Auch viele weitere Seminare mit ihm haben mein Karate tief geprägt. Für diese Erfahrungen – für diese Begegnungen mit einem großen Meister – bin ich unendlich dankbar.

Heute ist Tanaka Sensei 84 Jahre alt. Soweit öffentlich bekannt, lebt er zurückgezogen, nachdem er sich aus der aktiven Lehrtätigkeit weitgehend zurückgezogen hat. Sein Einfluss auf das weltweite Karate – vor allem im Kumite-Bereich – ist jedoch bis heute spürbar.

Karate & Geist: Mut ist eine Entscheidung!

Karate & Geist: Mut ist eine Entscheidung!

Karate & Geist

Mut ist eine Entscheidung!

Inhalt

  1. Zitat: Ambrose Hollingworth
  2. Blockartikel: Mut – die stille Kraft!
  3. Für Kinder: Mut-Übung

  4. Meister Kase: Der Junge, der beinahe ein Kamikaze-Pilot wurde

In unserem Format „Karate & Geist“ widmen wir uns einmal im Monat besonderen Themen – Themen, die nicht nur im Karate, sondern auch im Alltag eine wichtige Rolle spielen. Es geht um Werte, innere Stärke, Haltung und persönliche Entwicklung – um Dinge, die uns wachsen lassen, im Dojo genauso wie im Leben.

Mit diesen Impulsen möchten wir dir kleine Denkanstöße geben, die dich auch zwischen den Trainingsstunden begleiten und inspirieren. Du findest hier philosophische Texte, praktische Tipps, Porträts großer Karate-Meister und noch viel mehr.

Alle Beiträge kannst du ganz bequem nachlesen. Lass dir im Blog-Menü, mit der Filterfunktion, alle Inhalte dieser Rubrik anzeigen. Wenn du Wünsche, Ideen oder Anregungen zu unseren Texten hast – wir freuen uns auf dein Feedback!

Wir wünschen dir viel Freude beim Lesen und Entdecken!

Mut ist nicht die Abwesenheit von Angst, sondern die Entscheidung,
dass etwas wichtiger ist als die Angst

 

Ambrose Hollingworth Redmoon
Bandmanager, Autor

Mut bedeutet:
Ich tue es trotzdem.

Mut – die stille Kraft im Karate

Mut bedeutet nicht, keine Angst zu haben. Mut bedeutet, trotz Angst einen Schritt weiterzugehen. Im Karate begegnen wir vielen Situationen, die Mut erfordern: Den ersten Schritt ins Dojo zu machen. Vor der Gruppe eine Technik zu zeigen. Eine Prüfung abzulegen. Gegen jemanden zu kämpfen, der stärker erscheint. Oder auch einfach: weiterzumachen, wenn es anstrengend wird.

Mut zeigt sich im Kleinen – wenn ein Kind zum ersten Mal laut „Kiai!“ ruft, wenn jemand nach einem Rückschlag nicht aufgibt oder wenn wir für andere einstehen.

Karate lehrt uns, dass Mut nicht laut sein muss. Er kann leise, ruhig und entschlossen sein. Und je öfter wir mutig sind, desto stärker wird diese Kraft in uns – im Training und im Alltag.

Mut bedeutet: Ich tue es trotzdem.

Mut-Übung für zu Hause: Der Mut-Stern ⭐

So geht’s:

Nimm ein Blatt Papier und male einen Stern mit 5 Zacken.

In jede Zacke schreibst du eine kleine Sache, die Mut braucht – z. B.:

– Jemanden um Hilfe bitten
– Etwas Neues ausprobieren
– Etwas sagen, wenn du etwas nicht verstehst
– Jemandem ein Kompliment machen
– Etwas aufräumen, obwohl du keine Lust hast

Wähle dir jeden Tag eine Zacke aus und versuche, sie umzusetzen.

Wenn du etwas geschafft hast, male die Zacke bunt an oder klebe einen Sticker darauf.

Tipp:
Du kannst dir auch mit deinen Eltern oder Geschwistern gemeinsam einen Mut-Stern basteln!

Die Geschichte von Meister Kase
Der Junge, der beinahe ein Kamikaze-Pilot wurde

 

Vor vielen Jahren, in einem kleinen Ort in Japan, wurde ein Junge namens Taiji Kase geboren. Er war neugierig, klug – und ziemlich wild. Schon als Kind liebte er es, sich zu bewegen, zu springen, zu klettern und zu kämpfen wie ein kleiner Tiger.

Zuerst lernte er Judo, er rollte wie ein Wirbelwind. Aber eines Tages sah er etwas, das sein Leben veränderte: Männer in weißen Anzügen, die mit lauten Rufen starke, schnelle Bewegungen machten – Karate! Von diesem Moment an wusste Taiji: „Das will ich lernen!“

Er begann bei den besten Lehrern in Japan und wurde Schüler von Gichin Funakoshi – dem Begründer des Shotokan Karate – dessen Sohn Yoshitaka und anderen. Taiji übte jeden Tag mit großer Hingabe. Er wollte nicht der Stärkste sein, sondern der, der den Weg des Karate wirklich versteht – mit Herz, Geist und Körper.

Viele Jahre später reiste Meister Kase nach Europa, um auch anderen das Karate beizubringen. In Frankreich, Deutschland und vielen anderen Ländern zeigte er: Karate ist mehr als nur Kämpfen. Es ist ein Weg, mutiger zu werden, klarer im Kopf – und stärker im Herzen.

Meister Kase sagte oft:
„Karate endet nie. Man lernt ein Leben lang.“

Der Junge, der beinahe ein Kamikaze-Pilot wurde

Als Taiji Kase ein Teenager war, herrschte Krieg in Japan. Es war die Zeit des Zweiten Weltkriegs, und das Land war in großer Not. Viele junge Männer wurden eingezogen – und einige sogar für sogenannte Kamikaze-Missionen ausgewählt: gefährliche Selbstmordflüge, bei denen die Piloten ihr eigenes Leben opferten.

Taiji war gerade einmal 15 Jahre alt, als er sich freiwillig meldete. Er war voller Ehre, Pflichtgefühl – und glaubte, dass es das Richtige sei, seinem Land so zu dienen. Und er wurde tatsächlich ausgewählt und auf eine solche Mission vorbereitet. Doch kurz vor seinem Einsatz endete der Krieg.

Taiji Kase musste nicht in ein Flugzeug steigen. Er musste nicht sterben. Stattdessen bekam er etwas sehr Kostbares: eine zweite Chance aufs Leben.

Diese Erfahrung prägte ihn tief. Er hatte den Tod schon ins Auge gesehen – und wusste, dass es etwas Größeres geben musste. Etwas, das mehr bedeutete als Ruhm oder Ehre im Kampf hat. Später sagte er, dass Karate sein Weg wurde, um das Leben zu ehren, statt es zu opfern.

Er machte Karate zu seinem Lebensweg – mit Disziplin, Achtsamkeit und innerer Stärke. Und er zeigte tausenden Schülern, wie man mit Mut, Respekt und Klarheit seinen eigenen Weg geht.

Meister Kase in Europa – der Karate-Botschafter

In den 1960er-Jahren kam Meister Taiji Kase als einer der ersten japanischen Karate-Lehrer nach Europa. Damals war Karate hier noch fast unbekannt. Viele Menschen wussten nicht, was sich hinter den kräftigen Schlägen, tiefen Ständen und lauten Rufen verbarg. Meister Kase änderte das.

Er ließ sich zuerst in Frankreich nieder und unterrichtete dort mit großer Energie, Leidenschaft und einem unerschütterlichen Glauben an die Tiefe des Karate. Bald folgten Einladungen aus Deutschland, Italien, Spanien, Belgien und vielen anderen Ländern. Wo auch immer er auftrat, beeindruckte er durch seine starke Präsenz, seine Technik – und vor allem durch seine tiefe Ausstrahlung als Budo-Meister.

Er zeigte, dass Karate nicht nur ein Sport ist, sondern ein Weg zur Persönlichkeitsentwicklung. Für ihn war Karate Training für Körper, Geist und Herz. Besonders wichtig war ihm das Prinzip der inneren Haltung – Zanshin, die wache, aufmerksame Geisteshaltung.

In Europa entwickelte er mit der Zeit seinen eigenen Zugang zum Shotokan-Karate, den er Kase-Ha nannte. Dieser Stil betonte die fließende Bewegung, das kontrollierte Atmen, das innere Gleichgewicht – und die Verbindung von Technik und Geist.

Viele europäische Karateka reisten regelmäßig zu seinen Lehrgängen – seine Seminare waren berühmt für ihre Tiefe, Klarheit und Intensität. Noch heute führen zahlreiche hochrangige Lehrer in Europa sein Werk weiter. Meister Kase lebte bis zu seinem Tod im Jahr 2004 in Paris. Von dort aus beeinflusste er Generationen von Karateka auf dem ganzen Kontinent – und weit darüber hinaus.

Was wir von Meister Kase lernen können:
– Gib nicht auf, wenn etwas schwierig ist.
– Sei neugierig und offen für Neues.
– Und vor allem: Übe mit Herz.